09 Politische Neuerungen 1789 bis 1830

Helvetische Republik 1789 bis 1803
Die Französische Revolution von 1789 bedeutete auch für die Schweiz und seine Bürger einen gewaltigen Umbruch, eine Zeitenwende. Von den militärischen Auseinandersetzungen der ersten beiden Koalitionskriege zwischen 1799 und 1802, von denen vor allem das Umland von Zürich und auch der Aargau betroffen waren, wurde Uster verschont. Für Uster bedeutete die sog. Franzosenzeit der Helvetischen Republik vor allem politische Neuordnungen. Die Jahrhunderte alte Beziehung zum Verwaltungsbezirk Greifensee und dem dort residierenden Landvogt gehörte mit einem Pinselstrich Napoleons der Vergangenheit an. Die alten Herrschaften wurden aufgelöst und durch insgesamt 15 sogenannte «Distrikte» ersetzt. Uster wurde zum Hauptort des XIV. Distriktes erklärt. Bis 1803 blieb es dabei. In den vier Jahren der Helvetischen Republik gelang es nie eine stabile Koalition für eine Regierung aufzustellen. Immer wieder wurde ein Versuch einer Regierung nieder geputscht. Das lag vor allem daran, dass die stark dezentral orientierten Kantone nur nach sich selbst schauten und keine vereinenden Interessen füreinander aufbringen konnten. Nur die von Frankreich diktierten Errungenschaften der französischen Revolution galten, z.B. Religions- und

Mediationszeit 1803 bis 1815, und Restauration bis 1831In der von Napoleon diktierten Mediationsverfassung kam es zu einer Vereinheitlichung der Bezirkseinteilung. Die 15 Distrikte wurden zu fünf Verwaltungseinheiten zusammengezogen. Uster blieb Hauptort des 3. Grossdistriktes. Die Schweiz wurde durch Frankreich militärisch besetzt. Das bedeutete, das Einheimische in den französischen Militärdienst gezwungen werden konnten, z.B. auch für die Grande Armée ab 1805. Manche gingen auch freiwillig. Nur wenige kehrten nach der verheerenden Niederlage in Russland 1812 lebend zurück. Die Mediationsakte bedeutete einen Rückschritt gegenüber der helvetischen Republik. Sie sollte die innerschweizerischen Reibereien beenden und zog unter anderem die Religions- und Pressefreiheit wieder zurück. Auf der anderen Seite beruhigte sich die sicherheitspolitische Lage im Land, was zu einem Erstarken der Wirtschaft und vor allem der industriellen Entwicklung führte. Die industrielle Heimarbeit boomte vor allem während der Kontinentalsperre zwischen 1806 und 1813. Mit der Gründung der ersten Baumwollspinnereien, 1815 auch in Uster durch Heinrich Kunz, begann der langsame Niedergang der Heimindustrie. Dennoch ging es den Menschen in den zwölf Jahren der Mediation wirtschaftlich langsam besser.

Das Ende der französischen Besatzungszeit 1815 fiel mit der Niederlage Napoleons im belgischen Waterloo zusammen. In der Schweiz war die Ära danach bis 1831 geprägt von Versuchen, die alte Ordnung des Feudalismus bzw. der Räteregierung – des Ancien Régime – wieder zu implementieren: die sogenannte Restauration. Konkret für Uster bedeutete die Restauration, dass nach 1813 unter anderem der Verwaltungssitz des Bezirkes Uster wieder Greifensee zugeschlagen wurde. Ein Affront für viele Ustermer, den sie allein dem Umstand zu verdanken hatten, dass Greifensee einen funktionierenden Herrschaftssitz (Schloss Greifensee) vorweisen konnte und Uster nicht. Die hiesige Burg war am Verfallen und diente bloss als Gefängnis. Interessant ist, dass Uster zwischenzeitlich, von 1816 bis 1818, die Verwaltungsfunktionen vorübergehend wieder erlangte, während das Schloss Greifensee renoviert wurde. Zumindest in jener Zeit war den Behörden eine nicht näher bekannte Privatwohnung zugeteilt, weil die Burg für eben diese Aufgaben nicht mehr einsatzbereit war. Das änderte sich endgültig erst mit der Annahme der neuen liberalen Verfassung von 1831. Damals wurde Uster wiederum zum Bezirkshauptort erklärt und erhielt ein eigenes Bezirksgebäude am heutigen Schulweg 2.

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