BRUNO GIACOMETTI - GESAMTKUNSTWERK STADTHAUS

22. Juni 2012
Eine Ausstellung im Stadthaus Uster
12. Juni - 9. September 2012
Im Frühjahr 2011 beschloss der Ustermer Stadtrat, dem Architekten Bruno Giacometti zum 50-jährigen Bestehen des Stadthauses eine Ausstellung auszurichten. Der am 21. März dieses Jahres im Alter von 104 Jahren verstorbene Architekt hat das Vorhaben damals mit grosser Freude aufgenommen. Bruno Giacometti hat zeitlebens wenig dazu beigetragen, dass sein Oeuvre diejenige Wertschätzung erfährt, die ihm eigentlich zusteht. Er sah seine Aufgabe vielmehr darin, das künstlerische Erbe seines Vaters Giovanni und seiner Brüder Alberto und Diego zu verwalten, indem er u.a. verschiedene Schweizer Museen mit grosszügigen Schenkungen bedachte. Obwohl sich Bruno Giacometti seiner Herkunft sehr wohl bewusst war, verstand er sich nie als Künstler. Er war primär an einer funktionellen Architektur interessiert, die sich auf hohem ästhetischen Niveau an den Bedürfnissen der Menschen orientierte. Er war kein Selbstdarsteller, der sich öffentlich mit monumentalen Prestigebauten inszenierte. Im Dezember 2011 äusserte sich Bruno Giacometti zu seinem Beruf als Architekt, den er als eine schöne Aufgabe empfunden hatte. Er meinte, dass er gerne als Architekt gearbeitet habe, und dass er diesen Beruf sofort wieder ergreifen würde. Giacomettis Credo, demzufolge „Architekten nicht für sich selber bauen, sondern für die Menschen, denen die Architektur zugute kommt,“ will so gar nicht zum heutigen Zeitgeist passen. Dass dieses Bekenntnis keineswegs an Aktualität eingebüsst hat, will die Ausstellung zum Stadthaus Uster, das 1962 als Meisterwerk gefeiert wurde, zeigen.

Nach den beiden Ausstellungen in der Ciäsa Granda in Stampa (2008) und im Ortsmuseum Zollikon (2009), welche die Bergeller und die Zürcherischen Bauten behandelten, bietet sich nun die für Architekturausstellungen seltene Gelegenheit, ein Schlüsselwerk von Bruno Giacometti nicht nur anhand von Ausstellungsexponaten zu präsentieren, sondern den architektonischen Ort unmittelbar zu erfahren. Mit dem Foyer steht ein Ausstellungsraum zur Verfügung, der von Giacometti eigens für Wechselausstellungen konzipiert wurde. Seit 2006 beherbergt dieser Raum die Installation «Das Herz» des Künstlerduos Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger, die in ihrer Arbeit die architektonische und städtebauliche Bedeutung des Stadthauses thematisieren. Die Herausforderung bestand darin, die mobilen Ausstellungswände und Tischvitrinen so zu platzieren, dass das künstlerische Werk und die durch die breite Fensterfront angelegte Verbindung zum Aussenraum möglichst wenig beeinträchtigt werden. Die räumliche Struktur soll weiterhin erlebbar bleiben. Das Stadthaus wird auf der Basis von Plänen, Fotografien, Dokumenten, Film- und Tonaufzeichnungen in einer thematisch gegliederten Gesamtschau präsentiert. Die Ausstellungsexponate wurden überwiegend aus dem Stadtarchiv und der Paul Kläui-Bibliothek Uster zusammengetragen. Die zumeist von Bruno Giacometti stammenden Textzitate führen in knapper Form in die Themenschwerpunkte ein.