Das Stadthaus – das offene Haus für alle

Seit der Eröffnung 1962 bildet das Stadthaus einen der zentralen Punkte Usters – sowohl optisch wie auch geografisch. Gestaltet wurde es vom bekannten Schweizer Architekten Bruno Giacometti. Seine Idee: ein möglichst offenes Haus für alle mit grosszügigen Freiräumen.

Das auffällige Gebäude im Stadtkern setzte bei seiner Eröffnung einen markanten Gegenpunkt zur historischen Bebauung. Doch der Unterschied zwischen Alt und Neu stört nicht, dank der schlichten und grosszügigen Gestaltung durch den Architekten Bruno Giacometti. Mit seinem Entwurf verfolgte der renommierte Architekt mehrere Ziele: Das Stadthaus sollte Ausdruck eines modernen, prosperierenden Uster sein, sich aber gleichzeitig in das bestehende Stadtbild einfügen. Zudem sollte das Stadthaus ein öffentlicher Ort sein – vielfältig genutzt von allen Ustermerinnen und Ustermer.

Der Grundriss des Gebäudes besteht aus drei Flügeln, die sich T-förmig nach Westen, Osten und Süden ausdehnen. Zentral angeordnet ist ein mehrgeschossiger Turmaufbau. Im Westteil sind Wohnungen untergebracht, etwa für den Hauswart, die zu Büros umfunktioniert werden können. Die anderen Flügel und der Turm beinhalten vor allem Büros. Im Erdgeschoss des Südflügels ist zudem der Gemeinderatssaal untergebracht.

Grosszügige Gestaltung

Giacometti konzipierte kein reines Verwaltungsgebäude. Vielmehr sollte sich das Stadthaus zu einem Treffpunkt der Bevölkerung entwickeln. Zu diesem Zweck legte Giacometti daher grosszügige Freiräume wie den Stadthausplatz an. Als Piazza wird er auch heute noch für verschiedene öffentliche Zwecke genutzt. Ins Stadthaus gelangt man nach einem kurzen Gang über den Platz oder über die überdachten Seitenwege, die einen weitgehenden trockenen Zugang vom nahen Parkplatz her gewährleisten.

Helle Ausstrahlung

Das Stadthausgebäude wurde als Eisenbetonkonstruktion erstellt, die von einer hellen Verkleidung aus Natursteinplatten überdeckt wird. Die Fassade nimmt ja nach Tageszeit einen anderen Farbton an, von bläulich bis gelb. Bruno Giacometti schuf ein zeitlos elegantes Bauwerk, das mit seiner offenen Gestaltung genug Abstand zu den bestehenden Bauten hält, sich aber dennoch ins Stadtbild integriert.

In den Innenräumen des Stadthauses dominiert Holz, das auf verschiedene Art und Weise eingesetzt wurde, etwa für die Fensterrahmen. Damit setzte Giacometti einen Kontrast zur Beton-Geometrie und schuf zusammen mit den in Weisstönen bemalten Wänden ein angenehmes, warmes Raumklima.

Zurück zum Ursprung

In den vergangenen Jahrzehnten wurden einige Umbauten und Änderungen am Stadthaus vorgenommen. Der ursprüngliche Charakter ging dabei mehr und mehr verloren. Vor einigen Jahren fand ein Umdenken statt. Seither wird das Gebäude weitgehend in seinen Originalzustand zurückversetzt. Die Fenster wurden beispielsweise wieder in den Ursprungszustand versetzt: Holzrahmen in naturbelassener Farbe setzen Kontraste zu den hellen Wänden, so wie es Bruno Giacometti einst geplant hatte. Geschickt werden der Originalsubstanz neuere Elemente, zeitgenössische Kunst, dazugegeben. Daraus ergibt sich ein lebendiges Stadthaus, das den grossen Spagat zwischen Tradition und Moderne schafft.

Auch der Stadthausplatz soll sein ursprüngliches Aussehen zurückerhalten. Ursprünglich mit grauen Granitstreifen belegt, unterteilten diese die asphaltierte Fläche in Rechtecke und Quadrate. Wegen Terrainabsenkungen bildeten sich aber Risse im Granit. Aus diesem Grund wurde der Platz asphaltiert. Die Granitsteine werden, da der ursprüngliche Boden noch unter der Asphaltschicht vorhanden ist, nach einer geplanten Restauration wieder zu sehen sein.

Bruno Giacometti – mehr als nur Architekt

Der Architekt Bruno Giacometti (1907–2012) kommt aus einer bekannten Bergeller Künstlerfamilie. Bereits sein Vater Giovanni (1868–1933) war ein bekannter Maler und wurde in einem Atemzug mit anderen Zeitgenossen wie Ferdinand Hodler, Cuno Amiet oder Félix Vallotton genannt. Sein älterer Bruder Alberto (1901-1966) gehört zu den bedeutendsten Bildhauern des 20. Jahrhunderts. Seine hageren Skulpturen fanden weltweit Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Bruno Giacometti studierte hingegen zwischen 1926 und 1930 an ETH in Zürich und interessierte sich vor allem für städtebauliche Fragen. Ab den 1930er-Jahren arbeitete Giacometti im Architekturbüro Karl Egenders. Hier beteiligte er sich an der Planung des Zürcher Hallenstadions. 1940 gründete Giacometti sein eigenes Büro. Den internationalen Durchbruch schaffte er 1951 mit seinem Wettbewerbsbeitrag für den Schweizer Pavillon an der Biennale in Venedig. In den folgenden Jahren schuf er bedeutende öffentliche Bauten wie Spitäler, Stadt- und Gemeindehäuser. Unter seiner Federführung entstand etwa die Psychiatrische Klinik Schlössli in Oetwil am See.

 

Stadthaus Uster