NEOPHYTEN – AUCH IN USTER EIN PROBLEM

6. August 2015
Die Stadt Uster informiert auch hier im Web über die Neophyten-Problematik. Zwei Neophyten-Arten werden hier vorgestellt, damit die Bevölkerung auf das Problem aufmerksam gemacht und motiviert wird, an der Bekämpfung der Neophyten mitzuwirken. Im Folgendes geht es um das Einjährige Berufkraut (Erigeron Annuus) sowie die Spätblühende bzw. die Kanadische Goldrute (Solidago Serotina und Canadensis).
Zierlich aber oho!
Ursprünglich als Zierpflanze für unsere Gärten aus Amerika gebracht, breitet sich das Einjährige Berufkraut zunehmend in schützenswerte Lebensräume aus. Es besiedelt bevorzugt so genannte Ruderalflächen, also Flächen, die nur wenig bewachsen sind und wo noch viel Boden zu sehen ist. Gerade solche Standorte sind aber Lebensraum für viele bedrohte Pflanzenarten und die darauf lebenden Tiere. Immer mehr breitet sich das Berufkraut auch in extensiven Wiesen und Weiden aus, reduziert dort die Artenvielfalt und vermindert die Heuqualität drastisch, da es keinen Futterwert besitzt.

So ist das Einjährige Berufkraut zu erkennen
Das Einjährige Berufkraut gehört zu den Korbblütlern. Das Blütenkörbchen besteht aus einem Kranz von weissen Zungenblüten um ein Zentrum von gelben Röhrenblüten, ähnlich dem Gänseblümchen oder der Kamille. Die Pflanze wird zwischen 30 und 100 cm hoch, hat grob gezähnte, auffällig hellgrüne Blätter und einen abstehend behaarten Stängel. Blühend findet man das Berufkraut ab Mai bis etwa im September. Dieser Neophyt breitet sich vor allem mit seinen Samen aus.

Wichtige Mithilfe
So wenig das Berufkraut im Garten stört, so wichtig wäre es, dieses vor der Samenbildung zu entfernen. Bekämpfen lässt sich das Einjährige Berufkraut, indem man es – am besten bei feuchtem Boden – mit den Wurzeln herausreisst. Dabei sind wiederholte Kontrollgänge nötig. Wichtig: Beim Einjährigen Berufkraut können die Samen auch bei den herausgerissenen Pflanzen nachreifen. Die Pflanze soll deshalb nicht selber kompostiert, sondern der Grüngutabfuhr oder Kehrichtverbrennung zugeführt werden. So können Gartenbesitzer verhindern, dass sensible Flächen besiedelt werden. Allgemein im Siedlungsgebiet und auf landwirtschaftlichen Flächen ist es nötig, vegetationsfreie und wenig dicht bewachsene Flächen auf das Berufkraut hin zu kontrollieren und bei Befall sofort zu bekämpfen. Trotz seines Namens ist das Einjährige Berufkraut eigentlich zweijährig. Es bildet gleich nach dem Keimen im Sommer eine Rosette, die überwintert und im darauf folgenden Sommer einen Blütenstand austreibt. Wird das Blühen mittels Schneiden verhindert, bildet die Pflanze einen neuen Trieb und wird im darauffolgenden Jahr wieder an der gleichen Stelle austreiben. Mähen von Berufkraut ist deshalb nicht empfohlen, sofern dies nicht mehrmals jährlich vor jeder Blüte geschieht.

Alternativen im Garten
Wenn das Berufkraut als Zierpflanze gefällt, so bieten die Echte Kamille, die Hundskamille oder die Strandkamille einen guten Ersatz.
   Sonnengelbe Dränglerin
Die Kanadische und die Spätblühende Goldrute stammen aus Nordamerika. Sie wurden bereits im 17./ 18. Jahrhundert als Zierpflanzen in Europa eingeführt und oft als Bienenweide ausserhalb des Siedlungsgebietes angepflanzt. Mittlerweile haben sich die beiden Arten so gut etabliert, dass sie zu einem Problem geworden sind. Denn wo sich die Goldruten ausbreiten, haben es standorttypische, lichtliebende Arten schwer. Durch unterirdische Sprossen, sogenannte Rhizome, die horizontal knapp unter der Bodenoberfläche verlaufen, vermehren sich Goldruten schnell. So entstehen in kurzer Zeit dichte Bestände, die andere Pflanzen verdrängen oder erst gar nicht aufkommen lassen. In Feuchtgebieten, Magerwiesen und anderen naturnahen Standorten bilden Goldruten inzwischen grosse Bestände und verdrängen die einheimischen Arten. In zunehmendem Masse breiten sie sich auch in ökologischen Ausgleichsflächen in der Landwirtschaft wie beispielsweise auf Buntbrachen aus. Ihre Bekämpfung in Schutzgebieten und Landwirtschaftsflächen verursacht jährlich hohe Kosten. Neue Flächen besiedelt die Goldrute mit Flugsamen (bis 19 000 pro Stängel), die auf Rohbodenflächen gut keimen.

So sieht die Goldrute aus
Die Spätblühende und die Kanadische Goldrute sind sich in Aussehen und Biologie ähnlich. Sie sind 50 bis 250 cm hoch, auffallend ist insbesondere ihr Blütenstand. Er besteht aus zahlreichen kleinen, goldgelben Köpfchen, die in Rispen angeordnet sind. Die Blütezeit dauert von Mitte Juli bis Oktober. Die Spätblühende Goldrute bevorzugt eher feuchtere, die Kanadische eher trockenere Standorte. Die beiden Arten lassen sich leicht am Stängel unterscheiden. Während die Kanadische Goldrute einen behaarten Stängel hat, ist der Stängel der Spätblühenden Goldrute kahl und weist eine abwischbare Wachschicht auf.

Ihre Mithilfe ist wichtig
Die Freisetzungsverordnung verbietet den Umgang mit Goldruten, also etwa deren Verkauf, Pflanzen, Verschenken, Transportieren und mehr – ausser deren Bekämpfung. Hierbei sollten Goldruten möglichst mit den Rhizomen ausgerissen werden, da auch kleine Stücke wieder eine neue Pflanze bilden können, bei feuchtem Boden jäten ist ein geeignetes Vorgehen.

In Uster können die Pflanzen der Grünabfuhr übergeben werden, da sie so in einer Vergärungsanlage entsorgt werden. Eine Kompostierung ist nicht zu empfehlen. Bei grossen Beständen schwächt ein zweimaliger Schnitt (Mai/Juni und August) die Rhizome. Ein einmaliger Schnitt vor der Blüte verhindert das Versamen.

Alternativen im Garten
Statt Goldruten können der Gewöhnliche Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) oder das Johanniskraut (Hypericum perforatum) gepflanzt werden, die ebenso schön gelb blühen und bei den Wildbienen sehr beliebt sind.

Weitere Informationen zu Neophyten gibt es auf https://www.infoflora.ch/de/flora/neophyten/listen-und-infoblätter.html. Dort finden sich ausführliche Artportraits zu den gelisteten invasiven Neophyten in der Schweiz.

Zuständige Leistungsgruppe bei der Stadt Uster: Natur und Landwirtschaft
Neophyten
Links ein Einjähriges Berufkraut, rechts eine Goldrute