Handlungsfelder

1. Begegnungsorte

Wie funktioniert eigentlich…?: Gemeinsam mit den Organisationen «Zeitgut» und «Computeria» wurde in der Stadt- und Regionalbibliothek Uster ein Beratungs- und Bildungsangebot für Menschen mit wenig Erfahrung im Umgang mit digitalen Geräten (Smartphone, Computer, Tablet) aufgebaut. Bei den Beratungen wurden Freiwillige eingesetzt, die von den beteiligten Organisationen rekrutiert wur­den. Zielgruppe waren eher Menschen höheren Alters, das Angebot war jedoch bewusst offen gehalten. Das Projekt «Wie funktioniert eigentlich...?» wird wiederbelebt! Geplant ist ein Neustart ab Januar 2022. Details folgen noch! Die Organisatoren: «Zeitgut», «Computeria» und natürlich die Stadt Uster halten an diesem niederschwelligen Beratungsangebot fest. Es erhebt weiterhin keinen professionellen Anspruch, aber dafür einen menschlichen!

2. Freizeit

Anpassungen Kulturreglement: In «Strategie 2030» des Stadtrats, die er 2019 festgelegt hat, ist die Teil­habe aller Menschen am öffentlichen Leben der Stadt einer von fünf Schwerpunkten. Dieser Aspekt wurde im Kultur­konzept für die Jahre 2020 bis 2028 aufgenommen und stark gewichtet. Bei der Kulturförderung wurde die Barrierefreiheit und kulturelle Teilhabe als eine von vier Bewertungsebenen eingeführt. Das Reglement (Sammlung von Vorschriften und Bestimmungen) wurde entsprechend angepasst. Damit wird eine kontinuierliche Verbesserung der Barrierefreiheit möglich. Auf Grundlage des angepassten Reglements wird die Stadt Uster zukünftig vermehrt jene Kulturschaffenden fördern, die sich der Inklusion und Barrierefreiheit verschrieben haben.

Move-Award: Die Stadt Uster hat von der Stiftung «MOVE. Freie Fahrt mit dem Rollstuhl» einen Anerkennungspreis für ihr Projekt erhalten, Kultur hörbar zu machen. Der Preis in der Höhe von 5000 Franken wurde zum ersten Mal vergeben. Mit ihm würdigt die Stiftung beispielhafte Leistungen zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Für die Auszeichnung kommen Gemeinden in der ganzen Schweiz in Frage, die die Gleichstellung besonders fördern. Die Stadt Uster hat dazu das Projekt «Kultur in Uster wird hörbar» eingereicht. Denn auch kulturelle Anlässe, wie Filme im Kino oder Ausstellungen, sollen ohne Barrieren für Menschen mit einer (Seh-)Behinderung zugänglich sein. Dafür hatte die Stadt Uster zwei Projekte zum Thema «Freizeit» lanciert und umgesetzt. Einerseits wurde der Film «Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes» als Hörfilmfassung gezeigt. Andererseits veranstaltete die Stadt Uster eine Ausstellung ganz im Sinne der Barrierefreiheit mit mehreren Sinnen erlebbar war. Wichtig für die Umsetzung war die Zusammenarbeit mit regionalen Organisationen von Menschen mit Behinderungen und der Zivilgesellschaft. Entsprechend arbeitete die Stadt Uster für die Filmvorführung mit Hörfilm Schweiz zusammen.

Zugänglichkeit Vereine: Der Judo Club Uster ist gemäss Sozialraumanalyse ein lobenswertes Beispiel für einen inklusiven Verein. Gemeinsam mit dem Judo Club Uster wurde ein Programm entwickelt, um mit Vereinen an deren Inklusionsfähigkeiten zu arbeiten. Nur wenig Vereine zeigten Interesse an einer entsprechenden Entwicklung, so dass die Reichweite des Projekts unter den Erwartungen lag. In einem ersten Teil konnten Vereine an einem inklusiven Training des Judo Clubs teilnehmen und mit den Verantwortlichen in Kontakt treten. Gemeinsam wurde ein intensiver Austausch über die Möglichkeiten und Grenzen der Inklusion im Verein geführt. In einem zweiten Schritt organisierte die Stadt Uster Trainingseinheiten in der heilpädagogischen Schule Uster, um die interessierten Vereine mit Kindern in Kontakt zu bringen. Im Anschluss waren Eltern von Kindern mit Behinderungen zu einem persönlichen Gespräch eingeladen, um zu erfahren, was einen Vereinsbeitritt motiviert und was ihn verhindert.

3. Verständnis und Akzeptanz

Inklusion muss im Rahmen der Sensibilisierung intersektional gedacht wer­den. Dies anerkennt die Vielfalt aller Menschen und vermeidet Ausgrenzung – Intersektionalität meint, dass verschiedene Diskriminie­rungsformen (z. B. Behinderung und Alter) nicht einzeln für sich wirken, sondern dass sie sich gegenseitig beeinflussen. Beispielsweise kann eine Frau höheren Alters, die gleichzeitig in einem Rollstuhl sitzt, in mehrfacherweise diskriminiert werden. Oftmals entsteht Diskriminierung auch erst, wenn verschiedenen Faktoren zusammenkommen. So sind beispielsweise armutsbetroffene Menschen mit Behinderungen oder solche mit einer Migrati­onsgeschichte viel stärker der Diskriminierung ausgesetzt. Diesem Ver­ständnis folgend, wurden die Sensibilisierungsprojekte mit dem Fokus auf die Vielfalt und ihre Lebenswelten ausgerichtet.

Fragenstellerei: Vom 19. November bis 3. Dezember 2019 wurden im öffentlichen Raum ver­schiedene Tafeln mit aufrüttelnden und sensibilisierenden Fragen platziert. Die Fragen wurden gemeinsam mit der interessierten Öffentlichkeit erarbei­tet. So kamen über 100 Fragen zusammen, die zu rund 20 Fragen zusam­mengefasst wurden. Beispiele:

  • Wie würde Uster aussehen, wenn alle im Rollstuhl sässen?
  • Welche Barrieren sind in Uster unsichtbar?
  • Wie geht Inklusion? Und wer zeigt mir, wie?

Auch Tafeln zum Mitnehmen standen zur Verfügung.

Zuhörerei: Die «Zuhörerei» war das Nachfolgeprojekt der Fragenstellerei. An unter­schiedlichen Orten in Uster führten Lena Estermann und Beatrice Stebler während zwei Stunden Gespräche und hatten ein offenes Ohr für Erlebnisse, Gedanken und Geschichten zum Thema «Stadt für alle». Das Erzählte wurde notiert und in lockererer Folge im Blog «Stadt für alle» publiziert und über soziale Medien zugänglich gemacht.

Blog: Der Blog «Stadt für alle» ist Teil der Sensibilisierung www.stadt-für-alle.ch. Gleichzeitig ist er auch eine Dokumentation. Der Blog soll die Unterschiedlichkeit der Menschen und die Lebendigkeit in der Stadt abbilden. Einerseits mit ganz persönlichen Erlebnissen aus der «Zuhörerei», andererseits mit Hinweisen auf Veranstaltungen und Hilfestellungen und mit eingefangenen Anekdoten. Zusammen ergibt sich so ein breites Bild, das den Gewinn, aber auch die Schwierigkeiten der Vielfalt aufzeigt. Die kurzen Blogbeiträge geben Einblick in persönliche Lebenswelten und regen die Lesenden an, selber weiter zu denken und so nachhaltig zu sensibilisieren.

Stadtplan und Stadtmelder: Im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Denkwerkstatt» wurden Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen zusammengebracht. Ziel war es, gemeinsam mit Betroffenen, die Sensibilisierung zur Diskriminierung voranzutreiben. Die Veranstaltungen wurden professionell moderiert. Alle Menschen sollen sich in Uster wohlfühlen. Sie sollten Chancen und Möglichkeiten haben, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Von einer Diskriminierung Betroffene berufen sich zu Recht auf die unterschiedslose Gültigkeit der Menschenrechte. Zur Verwirklichung dieses Ziels wurde ein Stadtplan entwickelt, der gleichzeitig auch die Möglichkeit bietet Chancen und Barrieren im Stadtmelder zu erfassen.

Stadtrat 2030: Wie würde die Zusammensetzung des Stadtrats aussehen, wenn er die Vielfalt der Ustermer Bevölkerung abbilden würde? Die Kampagne zeigte auf, wie eine repräsentative Vertretung aussehen könnte.

Interner Workshop: Die meisten Menschen wissen nicht genau, wie sie mit Menschen mit Be­hinderungen umgehen sollen. Ist Hilfe erwünscht oder nicht? Ist Unterstüt­zung überhaupt gefragt? Unangepasste Hilfe kann Risiken enthalten. Aus diesem Grund sind auch schon Unfälle passiert oder – was häufiger der Fall ist – für beide Seiten unangenehme und peinliche Situationen entstan­den. Mit einer geeigneten Vorgehensweise wären diese zu vermeiden gewe­sen. Auch in der öffentlichen Verwaltung wird ein beispielhafter Umgang mit allen Kundengruppen erwartet. Dazu gehören auch Kundinnen und Kunden mit Be­hinderungen. Die Mitarbeitenden sollen die spezifischen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen besser kennenlernen. Sie üben dazu einfache Techniken. Das ermöglicht ihnen, bessere Assistenz und Beratung zu leisten. Gleichzeitig reduzieren die gewonnenen Kenntnisse die Stressbelastung. An diesem Kurs waren neben einer Begleitperson von «Procap» je eine Person mit Mobilitäts-, Seh- und Hörbehinderung anwesend. Sie berichte­ten aus ihrer jeweiligen Perspektive. Damit ermöglichten sie realitätsnahe praktische Übungen sowie Beratungsgespräche. Dieser Kurs fand im Januar 2020 in der Stadtverwaltung für Mitarbeitende statt. Teilnehmerinnen und Teilnehmer betonten den Mehrwert dieses Kurses: «Es ist in meinen Augen eine Bereicherung, wenn man Menschen treffen darf, die ganz andere Voraussetzungen und Hürden im Leben haben als man selbst».

4. Einfache Sprache und zugängliche Informationen

Informationen können auf zwei Wegen zugänglich gemacht werden: technisch und inhaltlich. Zudem wird inhaltlich die Leichte von der Einfachen Sprache unterschieden. Zielgruppe und Kompetenzen bestimmen, ob Leichte oder der Einfache Sprache eingesetzt wird.

Einfache Sprache: Das erste Pilotprojekt startete im Jahr 2019 mit der «Stiftung Brühlgut». Mittels einer Prüfgruppe – einer Gruppe von Menschen mit Behinderungen – wurden ausgewählte Dokumente und Webseiten geprüft. Die Unterlagen stammten beispielsweise von den Einwohnerdiensten oder von der Abfallbewirtschaftung. Im intensiven Austausch zwischen den Anspruchsgruppen und den Autorinnen und Autoren der städtischen Texte wurden Verbesserungen erarbeitet. Es zeigte sich rasch, dass mit diesem Pilotprojekt zwar deutliche Verbesserungen möglich sind, dass der Umfang der Texte jedoch zu gross ist, um alle Texte im Austausch zwischen Autorinnen und Autoren und der Prüfgruppe zu überarbeiten. Im Folgenden wurde eine Analyse der ganzen Website in Auftrag gegeben. Zudem wurde bei verschiedenen Anbietern Offerten zur kompletten Über­setzung der Webseiteninhalte eingeholt. Damit konnte herausgefunden werden, welche Texte kompliziert geschrieben waren. Anhand der Häufig­keit der Seitenaufrufe und dem in der Analyse festgestellten Handlungsbe­darf, wurde eine Priorisierung der zu vereinfachenden Textinhalte erarbeitet. Gemeinsam mit den Kommunikationsbeauftragten der Abteilungen, der Öffentlichkeitsarbeit und unter Einbezug von Expertinnen und Experten der Einfachen Sprache wurden viele Webseiten vereinfacht. Die Kommunikationsbeauftragten der Abteilungen lernten im Rahmen dieses Projekts Texte in Einfacher Sprache zu verfassen. Damit wurde die Fähigkeit aufgebaut, auch zukünf­tig Inhalte in Einfacher Sprache zu verfassen.

Bei der Projektarbeit sind verschiedene Checklisten erarbeitet worden, um die praktische Anwendung zu vereinfachen:

  • Hindernisfreie Veranstaltungen planen
    Grundlagenwissen für eine barrierefrei Veranstaltungsplanung
  • Einfache Sprache
    Grundlagewissen sowie Anleitung zur Umsetzung von einfacher Sprache in der Stadt Uster.
  • Barrierefreie PDF-Dokumente erstellen im Word: Barrierefreie PDF-Dokumente können von technischen Hilfsmitteln verarbeitet werden, zum Beispiel der Vorlesefunktion). Mit dieser Anleitung kann aus einer Worddatei ein barrierefreies PDF-Dokument erstellt werden. Diese Anleitung dient den Mitarbeitenden der Stadtverwaltung Uster, barrierefreie PDF-Dateien zu generieren.

Leichte Sprache: Im Rahmen von Pilotprojekten wurden im Oktober 2019 die Wahlanleitung und im März 2021 die kommunalen Abstimmungen in Leichter Sprache veröffentlicht. Die Leichte Sprache entspricht dem A1/A2-Sprachniveau. Im Rahmen eines Versuchs wurden diese Wegleitungen einmal in gedruckter Form und einmal in digitaler Form publiziert. Mit diesem Pilotprojekt sollte in Erfahrung gebracht werden, wie die inter­nen Abläufe angepasst werden müssen und mit welchen Kosten zu rechnen ist. Ziel ist es, den demokratischen Prozess zu stärken. Dies wird erreicht, indem möglichst vielen Menschen Informationen zugänglich gemacht werden.

Barrierefreie Webseite: Barrierefreiheit ist eine Voraussetzung für eine chancengleiche politische Teilhabe und die selbstständige Erledigung von Behördengängen. Dies gilt auch für die optische und technische Barrierefreiheit von Webseiten. Die Stadt Uster hat auch eine barrierefreie Zusatzwebsite. Menschen mit einer motorischen Behinderung oder mit einer Sehbehinderung navigieren in der Regel mit der Tastatur durch die Webseiten und nicht mit der Maus. Diese barrierefreie Zusatzwebsite achtet darauf, dass beispielsweise Hilfetasten und Sprunglinks korrekt eingebunden sind und somit die Bedienung leicht möglich ist. Auch ist sie in der Darstellung auf ein Minimum reduziert und ist kontrastreich gestaltet. Überzeugen Sie sich selbst unter: www.uster.ch/barrierefrei! Die Stadt Uster verfolgt den Weg der barrierefreien Zusatzwebsite und Inhalte weiter.

5. Vernetzung und Zusammenarbeit

Uster soll zur «Stadt für alle» werden und Menschen mit Behinderungen im Sinn der UN-BRK einbeziehen. Die Behindertenkonferenz Kanton Zürich (BKZ) baut daher im Auftrag der Stadt Uster das Mitwirkungs­modell «Partizipation Uster» auf, an dem Menschen mit Behinderungen direkt mitwirken. Die BKZ ist die Dachorganisation von Menschen mit Behinderungen, ihrer Organisationen und Institutionen. Das Ziel der BKZ ist die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Die BKZ hat wichtige Erfahrungen im Aufbau von Strukturen und in der Begleitung von Veränderungsprozessen gesammelt. Sie ermöglichen eine direkte Mitwirkung von Betroffenen in Uster. Gemäss UN-BRK müssen Menschen mit Behinderungen auf den Planungs-, Umsetzungs- und Evaluationsprozess Einfluss nehmen können. Mehr über «Partizipation Uster» erfahren Sie auf dieser eigenen Seite.

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