05 Feudalzeit (7. bis etwa 17. Jahrhundert)

Zu jener Zeit wurde Mitteleuropa nach dem Prinzip des Feudalismus regiert. Weite Teile der heutigen Nord-Ost-Schweiz hatte sich das seit dem 7. Jahrhundert aufstrebende Kloster St. Gallen durch Schenkungen, Aufkäufe und Erbschaften zu Eigen gemacht. So auch grosse Bereiche des heutigen Gemeindegebietes von Uster. Im Verlauf des 10. und 11. Jahrhunderts tauchten neben kirchlichen auch mehr und mehr weltliche Akteure auf und wollten ein Stück des Kuchens. Die Lehensträger gaben die Güter bzw. Ländereien an Bauern ab, die sogenannten Lehensnehmer, die das Land gegen eine Pacht, den sogenannten Zehnten, bewirtschafteten. In den folgenden Jahrhunderten entstand ein kompliziertes Geflecht von Lehensgütern, die mal dem einen, mal dem anderen weltlichen oder kirchlichen Herren gehörten.

Urkunde Feudalzeit
Älteste Urkunde von 1371 des Stadtarchivs Uster
(Quelle: Stadtachiv & Kläui Bibliothek Uster, Urkunden, Zivilgemeinde Oberuster, A.I.1) 
 

Das Städtchen Greifensee 
Auch die sog. Herrschaft Uster war nicht minder komplex in dieses System eingeflochten: Seit etwa 1300 gehörten viele Gebiete von Uster zur Herrschaft des Städtchens Greifensee. Es übte auf unsere Gegend die niedere Gerichtsbarkeit aus. Das heisst, kleinere Streitfälle, Erbstreitigkeiten, Handänderungen u.ä. wurden hier abgeurteilt. Bis 1789 blieb dies so, obgleich Uster in jener Zeit eine viel grössere regionale Bedeutung erlangt hatte: Seine Lage am Aabach und die wichtigen Strassenverbindungen hatten Uster schon bald ökonomische Vorteile gebracht. Aber Greifensee besass ein Stadtrecht, das Uster trotz aller Bedeutung noch lange nicht erhalten sollte.

Komplexe Besitzverhältnisse
Grundrechte besassen im 13. bis 14. Jahrhundert in Uster neben- und nacheinander die Geschlechter der Rapperswiler, Landenberger und schliesslich Habsburger. Die weltlichen Herren setzten verschiedene Sachwalter ein, einer davon waren die Herren von Bonstetten aus dem gleichnamigen Ort. Als Grafen regierten sie über die kleine Herrschaft Uster, die sie von König Rudolf I. von Habsburg im Jahr 1267 als Lehen erhalten haben. Zu ihrem Herrschaftssitz hatten sie seit Anfang an die Burg Uster erkoren. Sie konnten aber nicht über die gesamten Landgüter verfügen, weil den Habsburgern nicht alles Land gehörte; sie mussten sich also insbesondere bei landwirtschaftlichen Fragen und Fragen der Wassernutzung mit anderen Lehensnehmern arrangieren. Besonders diese Überlegungen waren für das Bestehen einer Gesellschaft lebensnotwendig, so dass eine Entflechtung und Vereinheitlichung der Regeln und Rechte immer zwingender wurde. Hieraus entstanden schliesslich im 15. bis 16. Jahrhundert die Gemeinden (um 1500 z.B. Kirchuster). Mehrere Jahrhunderte blieben die Bonstetten in Uster massgebend, kontrollierten mit den Jahren annähernd alle Lehen und unterhielten um 1500 einen Grossteil der Lehensleute. 1532 endete ihre Regierungszeit. Der letzte Bonstetten verkaufte die Burg damals mangels familiärer Alternativen an einen Angehörigen des Berner Patriziergeschlechsts der von Diesbach.

Im sogenannten Alten Zürichkrieg von 1436 bis 1450 gelang es den Freiherren von Bonstetten für ihren Herrschaftsbereich die Neutralität durchzusetzen, weshalb Uster nicht verheert wurde. Anders erging es den umliegenden Ortschaften, insbesondere Greifensee 1444, die teilweise schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Zugehörige Objekte