Stadtraum 2035: Ein Blick in das zukünftige Stadtentwicklungskonzept

14. März 2019
Bis zum Sommer 2019 erarbeitet die Stadt Uster ein neues Stadtentwicklungskonzept. Im Januar wurde dazu der letzte von 13 sogenannten Echoräumen mit Vertretern aus Parlament und Organisationen durchgeführt. Bei vielen Themen ist es gelungen, einen tragfähigen Konsens zu erreichen. Somit stehen die zentralen Aussagen des zukünftigen Stadtentwicklungskonzeptes fest.

Die Echoräume, die in Uster in dieser Form zum ersten Mal umgesetzt wurden, sind aus Sicht aller Teilnehmenden konstruktiv und gewinnbringend verlaufen. Laut Stadtplaner Patrick Neuhaus kann auf Basis dieser Resultate ein breit abgestütztes Stadtentwicklungskonzept ausgearbeitet werden, um die weitere Planung und Umsetzung der Projekte möglichst rasch zu realisieren. In den kommenden Monaten wird die Stadt das Konzept verfeinern und fertigstellen. Der Stadtrat wird dieses voraussichtlich im Herbst als eigenverbindliche Planungsgrundlage verabschieden.

Das Stadtentwicklungskonzept ist in vier Themenbereiche gegliedert. Zu jedem dieser Themen wurde je ein übergeordnetes Ziel sowie mehrere Leitsätze für die Entwicklung bis 2035 erarbeitet. Strategien zeigen auf, wie die Leitsätze konkret umzusetzen sind. Im Folgenden wird der Entwurf der zentralen Aussagen des zukünftigen Stadtentwicklungskonzept zusammenfassend erläutert.

Themen, Ziele und Leitsätze des Stadtentwicklungkonzeptes (vorläufiger Entwurf):

Entwicklung der räumlichen Identität der Stadt
- Übergeordnetes Ziel: «Bewahrung und Weiterentwicklung der Vielseitigkeit»
- Leitsätze: «Uster schreibt seine Geschichte weiter.» «Uster entwickelt sich mit seinen Nachbarn.»

Städtebauliche Entwicklung
- Übergeordnetes Ziel: «Arbeiten und Wohnen finden Stadt»
- Leitsätze: «Uster bleibt Arbeitsstadt.» «Uster profiliert sich als urbane Wohnstadt.»
  «Uster investiert in ein attraktives Stadtzentrum von regionaler Kraft.»
  «Uster plant proaktiv und geht neue Wege in der Stadtentwicklung.»

Entwicklung des Erholungsraumes der Stadt
- Übergeordnetes Ziel: «Grün und Platzräume vor der Haustüre»
- Leitsätze: «Uster bündelt Freizeitnutzungen und schützt so Naturräume.»
  «Uster baut sein Angebot an stadtnahen Erholungsräumen aus.»

Entwicklung der Mobilität in der Stadt
- Übergeordnetes Ziel: «Uster steigt um! – Mehr Mobilität in der Stadt»
- Leitsätze: «Uster fördert den Fuss- und Veloverkehr.»
  «Uster stärkt den öffentlichen Verkehr.» «Uster gestaltet seine Strassenräume urban.»


Räumliche Identität der Stadt: «Bewahrung und Weiterentwicklung der Vielseitigkeit»

Uster ist eine von der Agglomeration Glattal unabhängige Stadt. Gleichzeitig hat Uster dank seines Einkaufs-, Sport- und Kulturangebotes die Funktion eines Regionalzentrums für das Oberland und das Glattal. Diese Position als eigenständige Stadt mit wichtigen Zentrumsfunktionen gilt es weiter auszubauen. Dies bedeutet insbesondere auch, Uster als Arbeitsplatzstandort weiter zu fördern.

Wendet man den Blick auf die inneren Merkmale der Stadt, so zeichnet sich Uster insbesondere durch seine Vielseitigkeit aus. Dank dem historischen Zusammenwachsen verschiedener Ortsteile wie Oberuster und Nossikon hat die Stadt hat viele Gesichter. Diese Vielseitigkeit soll gepflegt werden. Uster soll auch zukünftig nicht mit der Agglomeration zusammenwachsen, sondern Stadt in der Landschaft mit vielfältigen Gesichtern bleiben. 

Für die Stadtentwicklung bedeuten die genannten Ziele, dass trotz weiterem Bevölkerungs­wachstum und damit notwendiger Innenentwicklung, die Vielseitigkeit und Identität der Stadt nicht geschmälert werden darf, sondern positiv ergänzt werden soll. Auf keinen Fall darf bauliche Verdichtung «mit der Giesskanne» das heisst gleichmässig über alle Parzellen, erfolgen, sondern aufgrund sorgfältiger Planungen und Arealentwicklungen.

Städtebau: «Arbeiten und Wohnen finden Stadt»

Will die Stadt Uster ihre Eigenständigkeit und Zentrumsfunktion wahren, so ist es wichtig, dass sie sich weiterhin als Wohn- und Arbeitsstandort attraktiv und ausgeglichen entwickelt.  Dies entspricht auch der Strategie der Stadt, die pro zwei Einwohnenden einen Arbeitsplatz vorsieht.

Dank seiner Nähe zu See und Natur und seiner guten Verkehrsanbindungen ist Uster eine sehr attraktive Wohnadresse, die auch weiterhin neue Einwohnerinnen und Einwohner anlocken wird. Die Frage ist, wo und wie neuer Wohnraum geschaffen werden soll. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Echoräume sind sich einig, dass der Zuwachs vor allem im städtischen Raum durch Verdichtung geeigneter Gebiete erfolgen soll, wo die Infrastrukturen entsprechend ausgebaut sind. In den Weilern und Aussenwachten ist dagegen der ländliche Charakter zu wahren. Die Entwicklungen müssen stets einen Beitrag zur Verbesserung der räumlichen Qualität leisten. Entlang der Bahnlinie beispielsweise soll der teilweise veraltete Gebäudebestand durch dichtere Gebäude ersetzt werden.

Für die Entwicklung neuer Arbeitsplätze ist Uster auf eine gezielte Standortförderung angewiesen, welche die Ansiedlung neuer Unternehmen und die Entwicklung ansässiger Firmen unterstützt. Wichtig ist, ein Arbeitsplatzangebot für verschiedene Branchen zu schaffen. Insbesondere sollen aber neue Büroarbeitsplätze im erweiterten Zentrum geschaffen werden, die vergleichsweise wenig Raum beanspruchen und durch die gute ÖV-Anbindung wenig zusätzlichen Verkehr verursachen.

Erholungsraum: «Grün und Platzräume vor der Haustüre»

Mit wachsender Bevölkerung steigt die Nachfrage nach Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten und damit der Druck auf die Freiräume von Uster. Damit die innere Verdichtung nicht auf Kosten der Landschaft geht, kommt der Freiraumentwicklung und dem Landschaftsschutz im neuen Stadtentwicklungskonzept eine hohe Bedeutung zu. Einerseits sollen die Freiräume im Siedlungsgebiet vernetzt werden. Andererseits werden Nutzungsmöglichkeiten in gezielt entwickelten Erholungsräumen in und um Uster gebündelt.

Der Nutzungsdruck auf die Landschaft um Uster kann gemildert werden, wenn im Siedlungsgebiet attraktive und gut verbundene Freiräume zur Verfügung stehen. So ist vorgesehen, den Aabach als zentral gelegene Erholungsachse weiter aufzuwerten. Ziel ist es, eine durchgängige Spaziermöglichkeit entlang des Wassers zu schaffen. Weiter sollen der Park am Aabach und die Allmend Heusser-Staub den Zellwegerpark und den Stadtpark als wichtige öffentliche Freiraumangebote entlang des Aabaches ergänzen.

Stadtnahe, kleine Wälder werden zu Erholungswäldern entwickelt. Und auch der Landschaftsraum zwischen Nänikon und Uster soll zukünftig stärker Erholungsfunkion übernehmen, mit der notwendigen Rücksicht auf die schützenswerten Moorlandschaften. Mit diesen gezielten Angeboten sollen andere Bereiche vom Druck der Erholungssuchenden Bevölkerung entlastet werden, was der Natur einen klaren Mehrwert gibt.

Mobilität in der Stadt: «Uster steigt um!»

Wie kann Uster trotz anhaltendem Bevölkerungswachstum und der gewünschten Entwicklung als Arbeitsstandort eine stadtverträgliche Mobilität sicherstellen? Die Teilnehmenden der Echoräume unterstützen das hierzu formulierte Ziel «Uster steigt um!». Es sieht vor, den ÖV sowie den Fuss- und Veloverkehr zu stärken. Dieses Ziel wurde auch im Rahmen einer Bevölkerungsbefragung zum Start des Projektes «Stadtraum Uster 2035» und in zahlreichen politischen Vorstössen gefordert.

Eine Stärkung des Velo- und Fussverkehrs kann mit attraktiven, sicheren und sinnvoll geführten Wegenetzen erreicht werden. Auch braucht es genügend Velo-Abstellmöglichkeiten an wichtigen Verkehrsknoten. So sind beispielsweise beim Bahnhof sichere und direkte Wegverbindungen in alle Stadtteile als auch eine gesteigerte Anzahl von Veloabstellplätzen entscheidend.

Gemäss Experten wird die Nutzung des öffentlichen Verkehrs in Uster bis 2035 um rund 40 Prozent steigen. Dieser zunehmende Bedarf erfordert einen Ausbau des Bus-Liniennetzes und Fahrplantaktes. Zusätzlich ist eine Anpassung der Infrastruktur notwendig. Der Bushof am Bahnhof Uster kommt an seine Kapazitätsgrenzen und muss behindertengerecht umgebaut werden. Der notwendige Ausbau bedingt ein neues Verkehrsregime auf der Bankstrasse und ermöglicht eine Vergrösserung des Bahnhofsplatzes, was wesentlich zur Aufwertung des Zentrums beiträgt.

Im erweiterten Zentrum von Uster soll der Strassenraum zukünftig stärker zu einem urbanen Stadtleben beitragen. Hierfür muss die Aufenthaltsqualität an den Hauptverkehrsstrassen gesteigert werden. Wichtig ist beispielsweise die Umgestaltung der Zürichstrasse vom Nashornkreisel bis zum Nüsslikreisel. Heute erschwert die Breite dieser Strasse eine Überquerung und trennt den Stadtpark vom Stadtzentrum. Mit der Umgestaltung der Zürichstrasse sollen die Trennwirkung reduziert, die Aussenräume der Geschäfte aufgewertet und eine neue Wahrnehmung dieses Stadtteils ermöglicht werden.

Die Stadt Uster revidiert ihre Ortsplanung

Im Rahmen des Projektes «Stadtraum Uster 2035» revidiert die Stadt Uster ihre Ortsplanung. Damit wird die bauliche Entwicklung von Uster für die nächsten rund 20 Jahre festgelegt.

Als erste Phase des Projektes wird bis im Sommer 2019 ein Stadtentwicklungskonzept erarbeitet. Dieses wird voraussichtlich im Herbst 2019 durch den Stadtrat verabschiedet. Es ist ein für den Stadtrat verbindliches Strategiepapier und bildet gleichzeitig die Grundlage für die weiteren Phasen im Projekt «Stadtraum Uster 2035» sowie die Überarbeitung der kommunalen Richt- und Nutzungsplanung. Diese startet im Herbst 2019 und soll in rund sechs Jahren abgeschlossen sein.

Ein wichtiges Ziel der Ortsplanungsrevision von Uster ist die breite Abstützung durch die Bevölkerung. Dazu wurden unter anderem zwei Echoräume eingerichtet, in welchen die Bevölkerung, wie auch Interessensorganisationen ihre Bedürfnisse einbringen können. Der Echoraum 1 setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern des Parlaments zusammen. Im Echoraum 2 nehmen Vertretende von Vereinen, Verbänden und Organisationen der Bereiche Bildung, Gesundheit, Sport, Städtebau, Naturschutz und Kultur Einsitz.