Stadtraum Uster 2035: Konzept für einen leistungsfähigen Stadtverkehr

7. Januar 2019
Die Stadt Uster will die Leistungsfähigkeit des Stadtverkehrs verbessern. Dazu erarbeitet sie zurzeit ein Gesamtverkehrskonzept. Die Massnahmen sind vielfältig: Velo- und Fusswege werden aufgewertet, im Stadtzentrum und in den Ortskernen wird der Strassenraum den räumlichen Bedürfnissen angepasst und das Zentrum erhält eine grossflächige Begegnungszone.

Die Stadt Uster verzeichnet innerorts überdurchschnittlich viele Autofahrten. Oft sind die Verkehrsknoten überlastet. Die Kapazitätsengpässe führen zu häufigen Verspätungen im ÖV-Angebot. Für Fussgänger und Velofahrende ist eine Verbesserung des Wegnetzes sowie der Verkehrssicherheit dringend. Damit diese Probleme in den kommenden Jahren trotz steten Bevölkerungswachstums gelöst werden können, braucht Uster ein griffiges Konzept.

Unter dem Motto «Uster steigt um!» hat die Stadt im Rahmen ihres Stadtentwicklungskonzeptes mögliche Massnahmen zur Stärkung von Fuss-, Velo- und öffentlichem Verkehr erarbeiten lassen. Diese Ansätze wurden vor den Sommerferien im Projekt «Stadtraum Uster 2035» mit Vertretern des Parlaments diskutiert. Daraus entstand ein Entwurf für das Gesamtverkhrskonzept das im November wiederum im gleichen Personenkreis geprüft wurde.

«Uster steigt um!»: Aufwertung des Fuss- und Veloverkehrs

Um in Uster den Velo- und Fussverkehr zu fördern, soll das entsprechende Angebot attraktiver und sicherer werden. Dazu müssen die Velo- und Fusswege auf dem Hauptverkehrsnetz und in ihren Anbindungen an die Quartiere sowie wichtige Zielorte aufgewertet werden.

Unter anderem sollen im Stadtzentrum und in den Ortskernen von Nänikon und Riedikon die Strassenräume urbaner gestaltet werden. So kann der Strassenraum besser auf die zahlreichen Bedürfnisse betreffend Aufenthaltsqualität und Querungsmöglichkeiten abgestimmt werden. Der Nüsslikreisel im Stadtzentrum soll zum Sternenplatz umgestaltet werden und auf der Zentralstrasse wird ein Einbahnregime angestrebt. Damit werden die Entwicklungen im Zentrum gestärkt und der historische Kern Kirchuster aufgewertet. Davon profitieren die Fussgänger und Velofahrer, welche auf der Zentralstrasse weiterhin in beide Richtungen verkehren können. Im Weiteren sollen die Hauptverbindungen des Velo- und Fussverkehrs attraktiv gestaltet werden, etwa mit einer besseren Nord-Süd-Verbindung. Es wird geprüft, inwiefern Bahnunterführungen für Velos und Fussgänger an ausgesuchten Standorten realisierbar sind.

Diese Ansätze zur Aufwertung des Strassennetzes für Fuss- und Veloverkehr stiessen bei den Vertreterinnen und Vertretern des Parlamentes im Echoraum 1 des Projektes «Stadtraum Uster 2035» mehrheitlich auf Zustimmung. Dies unter dem Vorbehalt, dass die Aufwertungsmassnahmen mit möglichst wenigen Verboten zulasten des Autoverkehrs und stattdessen durch ein stimmiges Miteinander aller Teilnehmenden im Strassenverkehr weiterverfolgt werden.

Optimierung der Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität

Nicht nur auf den Hauptverkehrswegen, sondern auch im untergeordneten Strassennetz, in den Quartieren und auf den Schulwegen muss der Langsamverkehr gestärkt werden. Das Ziel ist es, eine einheitliche Regelung auf dem ganzen Stadtgebiet zur Verbesserung der Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität festzusetzen. Deshalb sollen zusätzliche Tempo-30-Zonen in den Wohnquartieren und die Optimierung der Verkehrssicherheit in Zentrumsgebieten geprüft werden. Die Diskussionen im Echoraum zeigen, dass Tempo-30-Zonen politisch umstritten sind. Einigkeit herrscht jedoch darüber, dass mit einer Verbesserung der Verkehrssicherheit für Velofahrende, dem Ausbau des Velowegnetzes und der gesteigerten Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum der Autoverkehr erfolgreich reduziert werden kann.

Verkehrsberuhigtes Zentrum

Seit langem wird eine Aufwertung des Ustemer Zentrums gefordert. Eine wichtige Frage des Projekts «Stadtraum Uster 2035» ist deshalb, wie das Zentrum für Fussgänger und Velofahrende besser erreichbar und attraktiver wird, und wie auf der Südseite des Bahnhofs ein leistungsfähiger ÖV-Knoten gewährleistet werden kann. Das Gesamtverkehrskonzept sieht hierzu im Zentrum eine Begegnungszone zwischen Bahnhof und Zürichstrasse sowie zwischen Berchtold- und Bahnhofstrasse vor. Die Gerichts- und die Poststrasse, eventuell auch die Webernstrasse, sollen zudem zu Fussgängerzonen umgestaltet werden. Damit können die Ziele der Zentrumsaufwertung am besten umgesetzt werden. Velo- und Zubringerverkehr sollen im gesamten Zentrum weiterhin erlaubt bleiben. Die Erschliessung des Zentrums für den Autoverkehr erfolgt über die Tannenzaun- und die Zürichstrasse, wo viele der Parkhäuser direkt angefahren werden können.

Zur dringlich erforderlichen Erweiterung des Bushofs muss die Bankstrasse im mittleren Abschnitt für den motorisierten Privatverkehr gesperrt werden. Dieser Bereich kann dann zu einem Bahnhofsplatz entwickelt werden, der genug Raum für Passanten, Velos und insbesondere den ÖV bietet. Das Stadtzentrum kann damit sowohl verkehrstechnisch als auch stadträumlich wesentlich aufgewertet werden.

Die geplanten Anpassungen des Verkehrsregimes haben Auswirkungen auf die öffentliche Parkierung. Die erforderliche Bushoferweiterung erfordert die Aufhebung von zwanzig öffentlichen Parkplätzen im mittleren Abschnitt der Bankstrasse. Inwieweit die zwölf öffentlichen Parkplätze im Abschnitt Ost der Bankstrasse betroffen sind, kann in der jetzigen Planungsphase noch nicht gesagt werden. Auf jeden Fall muss am Bahnhof eine Zufahrt mit sogenannten Kiss&Ride-Parkplätzen für kurze Stopps gewährt werden. Durch die Einführung der Fussgängerzonen Poststrasse und Gerichtsstrasse werden keine bisherigen öffentlichen Parkplätze tangiert.

Die Diskussionen im Echoraum bestätigten diese Massnahmen. Weitere Abklärungen braucht es aber noch bezüglich des Umgangs mit Velos und ÖV in der Fussgängerzone, sowie in der Frage nach der geeigneten Zufahrt für den Autoverkehr zum Bahnhof und ins Stadtzentrum.

Ausbau des Busangebotes

Der ÖV wird in Uster eine grössere Bedeutung erhalten. Die Prognosen des ZVV gehen von einer Zunahme der Fahrgastzahlen auf den Regionalbuslinien von bis zu 40 Prozent aus. Um die erforderlichen Kapazitäten sicherstellen zu können, braucht es Taktverdichtungen und zusätzliche Buslinien. Dies sind Erkenntnisse aus dem vorliegenden Gesamtverkehrskonzept, welches auch die Ansprüche der Regionallinien berücksichtigt und die Stadtbuslinien darauf abstimmt. Zudem sollen Stadtbuslinien vermehrt als Durchmesserlinien betrieben werden, was für den innerstädtischen Verkehr weitere Verbesserungen bringt. Die Einführung neuer Buslinien in Richtung Niederuster oder Eschenbüel respektive Nänikon erfolgen schrittweise und abgestimmt auf die Siedlungsentwicklung.

Stadtraum Uster 2035: Stadt Uster revidiert ihre Ortsplanung

Im Rahmen des Projektes «Stadtraum Uster 2035» revidiert die Stadt Uster ihre Ortsplanung. Damit wird die bauliche Entwicklung von Uster für die nächsten rund 20 Jahre festgelegt. In einer ersten Phase wird bis 2019 ein Stadtentwicklungskonzept erarbeitet. Darauf aufbauend wird bis in rund sechs Jahren die kommunale Richtplanung und die Nutzungsplanung überarbeitet. Jede der drei Phasen dauert voraussichtlich zwei bis drei Jahre.

Ein wichtiges Ziel der Ortsplanungsrevision von Uster ist die breite Abstützung durch die Bevölkerung. Dazu wurden unter anderem zwei Echoräume eingerichtet, in welchen die Bevölkerung wie auch Interessensorganisationen ihre Bedürfnisse einbringen können. Der Echoraum 1 setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern des Parlaments zusammen. Im Echoraum 2 nehmen Vertretende von Vereinen, Verbänden und Organisationen der Bereiche Bildung, Gesundheit, Sport, Städtebau, Naturschutz und Kultur Einsitz.