Wie verändert der Lehrplan 21 den Schulalltag

29. März 2018
Auf das nächste Schuljahr hin wird im Kanton Zürich der Lehrplan 21 eingeführt. An einem Informationsabend der Primarschule Uster im Stadthofsaal erfuhren 300 interessierte Eltern, wie sich die Einführung im Schulalltag auswirkt.
Der Lehrplan 21 wird im Kanton Zürich in zwei Etappen eingeführt: Nach den Sommerferien 2018 werden zunächst die Kinder in Kindergarten und Primarschule bis 5. Klasse nach dem Lehrplan 21 unterrichtet. Ein Jahr später folgen die Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse und der Sekundarschule.

Mit der Zeit gehen
Die Schule muss Schritt halten mit einer Gesellschaft, die sich permanent entwickelt. Sie ist darum selbst eine Art lernende Organisation und stets aufs Neue gefordert, Grundlagen für einen zeitgemässen Unterricht zu schaffen. Der Lehrplan 21 trägt diesem Umstand Rechnung. Er ist von den 21 deutsch- und mehrsprachigen Kantonen gemeinsam erarbeitet worden, enthält die nationalen Bildungsziele und fokussiert auf den «kompetenzorientierten Unterricht».

Was damit gemeint ist, erläuterten Fachleute am 28. März 2018 im gut besetzten Stadthofsaal Uster. Der Lehrplan 21 unterscheidet «fachliche» und «überfachliche» Kompetenzen. Unter «fachlich» fällt das traditionelle, fachspezifische Wissen in Mathematik, Sprache, Technik, Informatik oder Geografie. Mit «überfachlich» sind die sozialen und methodischen Kompetenzen gemeint: also Eigenständigkeit, Beziehungs- und Konfliktfähigkeit, Selbstreflexion oder das Vermögen, Informationen richtig zu nutzen.
Nebst dem Wissen gewichtet der Lehrplan 21 vermehrt, individuelle Fähigkeiten und Fertigkeiten anzuwenden. Im Unterschied zum bisherigen kantonalen Lehrplan von 1991 rückt die Reflexion über das Gelernte in den Vordergrund. Wo dieser beschrieb, was im Unterricht getan werden soll, beschreibt der neue, was von den Schülern konkret erwartet wird.

Kompass statt Gesetzbuch
Der Schulalltag – das nahmen die Eltern mit spürbarer Erleichterung zur Kenntnis – wird mit der Einführung des Lehrplans 21 nicht neu erfunden, der Unterricht selber nicht revolutioniert. Vieles bleibt erhalten. Die pädagogischen und didaktischen Fähigkeiten der Lehrperson und die Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern sind und bleiben entscheidende Faktoren für den Schulerfolg. Es gibt weiterhin Hausaufgaben, die Leistungen der Kinder werden, wie gewohnt, mit Noten in Zeugnissen festgehalten, und nach wie vor bestimmt die Lehrperson, auf welchem Weg sie die Ziele des Lehrplans erreichen will. Das heisst, dass die sogenannte Methodenfreiheit gewahrt bleibt. Insofern ist der Lehrplan für die Lehrpersonen ein Kompass und kein Gesetzbuch.

Zweitklässler gehen neu drei Nachmittage zur Schule
Auf den Kindergarten-Stundenplan hat der neue Lehrplan keine Auswirkungen. Erst auf der Primarstufe steigt die Zahl der Wochenlektionen für die Schülerinnen und Schüler mit zunehmendem Alter moderat, aber kontinuierlich an. Für die Eltern wichtigste Neuerungen sind: In Uster gehen die Zweitklässler neu an drei statt wie bisher an zwei Nachmittagen zur Schule. Der Englischunterricht beginnt neu ab der 3. Klasse (bisher 2. Klasse), bei der musikalischen Grundausbildung verschiebt sich der Unterricht in die 2. Klasse (bisher 1. Klasse) und neu stehen in der 5. und 6. Klasse spezielle Lektionen im Bereich «Medien und Informatik» auf dem Programm – dies, weil digitale Medien den Alltag in hohem Masse prägen. Neu ist das Fach «Textiles und technisches Gestalten» (früher bekannt als Handarbeit), das von der 1. bis zur 6. Klasse mit zwei Lektionen pro Woche unterrichtet wird.
Die Einführung des Lehrplans 21 tangiert die Zuteilung der Klassenlehrpersonen in der Primarschule Uster vorerst nicht. Von der 1. bis 3. Klasse und von der 4. bis 6. Klasse bleibt die Klasse einer Lehrperson zugeteilt.

Zeitgemässe Schwerpunkte auf der Sekundarstufe
Der Unterricht in Medien und Informatik findet auf der Sekundarstufe seine Fortsetzung. In der 1. Sekundarstufe wird eine zusätzliche Lektion «Natur und Technik» erteilt. Eine eigenständige Lektion für die berufliche Orientierung steht in der 2. Sekundarstufe erstmals auf dem Stundenplan. In der 3. «Sek.» stehen den Schülerinnen und Schülern zusätzliche Lernangebote als Wahlfach zur Verfügung, mit denen sie aufgrund eines Standortgesprächs gezielt Stärken ausbauen oder Lücken aufarbeiten können. Die Jugendlichen trainieren im Projektunterricht ihre überfachlichen Kompetenzen und schliessen die 3. Sekundarstufe mit einer benoteten Projektarbeit ab. Der neue Lehrplan trägt so den Anforderungen an die Jugendlichen in einer veränderten Berufswelt Rechnung.